Wolfgang Joop hat falsche „alte Meister“ verkauft
Wie er in einem Interview mit der WELTKUNST, dem Kunstmagazin aus dem ZEIT Kunstverlag, bekennt, hat er nach seinem Studium in den 60er-Jahren etliche Blumenstillleben im Stil des 17. Jahrhunderts hergestellt. Zu dieser Zeit hatte er sich in Braunschweig als Restaurator verdient.
Seine Ölgemälde seien von ahnungslosen Kunstliebhabern auf Auktionen ersteigert worden, in der Annahme, einen echten „Anonymen Meister“ aus dem 17. Jahrhundert erworben zu haben. Im Interview erklärt Joop, vor allem „Stillleben nach dem Vorbild der alten Flamen“ gemalt zu haben, besonders nach Art von Jan van Huysum, Jakob van Oost und Abraham Mignon: „In der Küche meiner Mutter stank es seitdem nach Harzen und Terpentin.“
Den Auktionshäusern seien die falschen Flamen nie aufgefallen: „Ich hatte die Bilder im Backofen künstlich altern lassen,” sagt Joop: „Einmal habe ich ein Bild, das ich im Ofen zu lange backen ließ, nach dem Verkauf wieder zur Restaurierung auf den Tisch bekommen.” Pro Bild habe er so bis zu 8000 Mark eingenommen.
Ein schlechtes Gewissen habe er dabei nie gehabt, da er die Bilder unsigniert in Umlauf gebracht habe: „Ich hatte ja nie mein Bild als das Werk eines anderen ausgegeben. Außerdem war mein Motor vor allem die Bewunderung für die alten Meister.“ Eines seiner Werke sei sogar von höchster Stelle zertifiziert worden. Der Käufer habe es zur Prüfung an die Hamburger Kunsthalle gegeben: „Die hat ihm eine Expertise gegeben, dass es tatsächlich ein alter Meister sei.“ Joop sagt, er habe später versucht, das Bild zurückzukaufen. Der Besitzer habe es aber lieber behalten wollen.
Das aktuelle Sonderheft der WELTKUNST „Berlin! Der Kunstführer für den Sommer“ ist ab sofort im Handel erhältlich.
www.weltkunst.de