Volker Beck: Die Koalition braucht „eine Grundsatzentscheidung“ bezüglich des Dritten Geschlechts
Beim 69. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT in Berlin diskutierten führende Experten und Betroffene über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Einführung eines Dritten Geschlechts. Alle Podiumsgäste begrüßen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und sehen in dieser eine Chance für eine notwendige gesellschaftliche Veränderung.
Volker Beck, Publizist und bis 2017 MdB, Die Grünen, fordert bei der Neuregulierung des bisher binären Geschlechtersystems die Gelegenheit zu nutzen, das „Transsexuellen-Gesetz, das rechtspolitisch ein Trümmerfeld ist“, durch ein „Selbstbestimmungs-Gesetz“ zu ersetzen. Denn „über die geschlechtliche Identität einer Person, kann die Person nur selbst kompetent Auskunft geben“. Aus diesem Grund sei sogar die Einführung einer Vierten Option, mit der Möglichkeit sich gar nicht entscheiden zu müssen, „vernünftig“.
Frau Prof. Hertha Richter-Appelt, ehemalige stellvertretende Direktorin des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, appellierte an die Gesellschaft, dass es „wichtig ist, dass wir nicht so eine engmaschige Vorstellung davon haben, was ein Mädchen und was ein Junge ist“. Gleichzeitig sei es auch nicht vermeidbar, die Thematik der Intersexualität „mit Kindern zu benennen, zu diskutieren und anzusprechen“.
Vanja, Kampagne Dritte Option, sieht in dem Gerichtsurteil ein „großes, starkes Zeichen für Akzeptanz“ und eine „offizielle Bestätigung“, dass Intersexualität „okay ist und nichts ist, was verändert, angepasst oder weggemacht werden muss“. Auf lange Sicht, wünscht Vanja sich, „dass sich Sprache verändert“, denn „wenn ich keine richtigen Worte für etwas habe, kann ich mir das auch nicht richtig vorstellen“, was „Unsichtbarkeit“ schaffe.
Das ZEIT FORUM WISSENSCHAFT ist eine Veranstaltungsreihe der Wochenzeitung DIE ZEIT und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, in Kooperation mit dem Deutschlandfunk und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.