Sexualmediziner Volkmar Sigusch: Deutsche zu vernünftig für guten Sex
Deutsche seien schlecht im Bett. Das sagt der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch in der aktuellen ZEIT CAMPUS: „Nach allem, was wir wissen, auch aus empirischen Studien, handelt es sich bei Paaren, die länger zusammen sind, um eine Praxis, die ich ‚Karnickelsex‘ nenne. Mit anderen Worten: rein, raus, gute Nacht.“ Schuld sei kurz gesagt die Vernunft, so Sigusch weiter: „Eigentlich bräuchten wir eine andere Kultur, die es uns erlaubte, beim erotischen Umgang miteinander alles Rationale zu vergessen, um angstfrei mit einem geliebten Menschen zu verschmelzen.“
Zur Entwicklung des Sexualverhaltens sagt Sigusch: „Die Polyamorie wird kommen. Seit Jahren wird sie in den westlichen Ländern behutsam erprobt.“ Und weiter: „Da wir immer älter werden und alles, was möglich ist, auch besitzen möchten, wird sich die Polyamorie ausbreiten. Zum Beispiel werden sich alte Paare junge Liebhaber und Liebhaberinnen in ihr Haus holen und das Liebes- und Sexualleben dadurch wieder beleben.“ Außerdem erwartet Sigusch, dass sich Sex mit Robotern verbreiten wird: „Als neue Sonderbarkeit, früher Perversion genannt, wird sich eine Robotophilie etablieren. Schließlich wird immer mehr Menschen das Zusammenleben mit einem Roboter sehr viel angenehmer sein als mit einem komplizierten, eigenwilligen und bösartigen Menschen.“
Volkmar Sigusch, 77, leitete von 1973 bis 2006 an der Uni Frankfurt das Institut für Sexualwissenschaft, zugleich war er Paartherapeut.
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