RWE-Chef Jürgen Großmann: Das Elektroauto hat Zukunft
Im Gespräch mit den ZEIT-Herausgebern Josef Joffe und Michael Naumann erklärte Großmann seine Zuversicht: Man verringere die Abhängigkeit vom Erdöl der arabischen Staaten. Außerdem gefalle ihm die Vorstellung, dass zunehmend „Braunkohle in den Tank“ komme. Bei jetzigen Fördermengen reichten die Reserven 70 Jahre, aber sie könnten auch beliebig ausgeweitet werden. Er sehe darin große Absatzchancen für die RWE.
Bei der Veranstaltung der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT warnte Großmann die deutsche Wirtschaft angesichts der momentanen Krise vor zu viel Zurückhaltung bei Investitionen. Damit schaffe man eine Art „self fulfilling prophecy“ und bremse die Wirtschaft weiter. Es sei wichtig, auch in der Krise zu investieren, man müsse antizyklisch handeln. Wenn alle Dax-Unternehmen auf Investitionen setzten, so Großmann, würde schnell ein Wachstumseffekt spürbar werden. Die Krise müsse man auch als Chance sehen, die Infrastruktur zu modernisieren. Konjunkturprogramme aus der Politik seien nur dann sinnvoll, wenn sie keine Vorzieheffekte hätten und nicht bloß ein Strohfeuer entzündeten.
Mit Blick auf den geplanten Einstieg in Kernkraftwerke in osteuropäischen Ländern, u. a. Bulgarien, sagte Großmann: „Ich sehe keine Alternative zur Atomenergie. Hoffentlich bauen wir bald nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Rumänien.“ Die wirtschaftlichen Vorteile durch die Weiterbetreibung der Kernkraftwerke mit Verlängerung der Laufzeiten auf 64 Jahre liegen jährlich bei 10 Mrd. Euro, insgesamt könne man bis zu 250 Mrd. Euro einsparen. Er sehe die Zukunft in einem Mix aus Atomenergie und regenerativen Energien. Die RWE habe erneuerbare Energien jedoch sehr spät entdeckt. Großmann: „Ich muss bei Null anfangen“. Er setze dabei auf Wind- und Wasserenergie; Solarzellen seien noch wegen kurzer Sonnenzeiten, geringer Energiedichte und hoher Investitionskosten zu teuer.