Rainer Brüderle: Hollande macht alles falsch
Im Gespräch mit ZEIT-Herausgeber Josef Joffe und der Leiterin des Hauptstadtbüros Tina Hildebrandt sagte Brüderle, er glaube nicht an „Vereinigte Staaten von Europa“, dazu seien die einzelnen Länder zu unterschiedlich. Dies müsse sich auch in den Entscheidungsstrukturen niederschlagen. So könne es nicht sein, dass Malta beispielsweise dasselbe Stimmrecht in der EZB habe wie Deutschland: „Die Schuldnerländer dürfen sich nicht im Regal der anderen bedienen“. Nur so könne die gemeinsame Währung Bestand haben: „Wenn der Euro scheitert, blamiert sich Europa bis auf die Knochen.“ Seine Hauptsorge gelte Frankreich und der dortigen Politik unter François Hollande, der aus seiner Sicht „alles falsch“ mache, angefangen von der Steuerpolitik. Die deutsch-französische Achse halte Brüderle aber für immens wichtig.
Zur Sexismus-Debatte äußerte sich Brüderle nicht. Er betonte jedoch, dass der Politikbetrieb, insbesondere das Verhältnis zwischen Politik und Medien, sich in den letzten Jahren deutlich verändert habe. Eventuell sei dafür auch der Umzug nach Berlin verantwortlich. „Berlin ist Boulevardisierung von allem“, so Brüderle. Es gebe zu viele gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Politikern und Journalisten, diese „wechselseitige Prostitution“ sei nicht gut für beide Seiten. Sie sorge dafür, dass sich junge Menschen weiter von Politik und Medien abwendeten.