Prof. Maike Rönnau-Böse: Es gibt kein Rezept für Widerstandsfähigkeit in Krisen
Die Pädagogin Prof. Maike Rönnau-Böse, Resilienzforscherin an der Evangelischen Hochschule Freiburg, sieht Widerstandsfähigkeit in Lebenskrisen nicht als erlernbar an: „Ein Rezept dafür gibt es nicht“, sagte Rönnau-Böse auf dem 60. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT in Berlin. Vielmehr seien verschiedene individuelle und soziale Faktoren dafür verantwortlich, wie zum Beispiel stabile Beziehungen und Vertrauen in die eigenen Stärken. Die Basis für Resilienz könnten „nie nur in der Verantwortung eines einzelnen Kindes oder einer einzelnen Person liegen. Sobald man die Verantwortung dem Einzelnen zuschreibt, liegt darin eine große Gefahr.“
Auch Prof. Raffael Kalisch vom Deutschen Resilienz-Zentrum in Mainz wies darauf hin, das Resilienz keine Eigenschaft sein, die man trainieren könne, sondern ein Prozess. Wie widerstandsfähig jemand sei, zeige sich oft erst in einer Krise.
Für Prof. Hans Joas, Soziologe an der Humboldt-Universität Berlin, ist die Erfahrung mit Krisen die wichtigste Voraussetzung für Resilienz: „Wenn ich Krisen auf die eine Weise erlebt habe, nehme ich Anzeichen einer ähnlichen Krise verstärkt wahr und kann entsprechend reagieren“, so der Wissenschaftler. Aus diesem Grund verwundere es ihn sehr, dass er bei den Franzosen einen ähnlichen Umgang mit den jüngsten Terroranschlägen beobachtet wie bei den Amerikanern nach 9/11: „Hollande hat dieselbe Kriegsrhetorik verwendet wie George W. Bush“, und das, obwohl Frankreich in seiner Geschichte bereits Erfahrung mit Terror und Krieg gemacht hätte.
Das ZEIT FORUM WISSENSCHAFT ist eine Veranstaltungsreihe der Wochenzeitung DIE ZEIT und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, in Kooperation mit dem Deutschlandfunk und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.