Politikwissenschaftler Franz Walter ist gegen Wissenschaftler in der Politik
Gegenüber dem Magazin ZEIT WISSEN betonte er, dass auch die Politik eine Profession sei, „die man gelernt haben muss – nicht zuletzt: durch Praxis“. Der Göttinger Professor räumt zwar ein, dass es in der Politik schon viele Wissenschaftler gegeben hat, die in ihrem Sachgebiet ausgewiesene Persönlichkeiten waren, jedoch „hat keine von ihnen bemerkenswerte Spuren in der politischen Landschaft hinterlassen“.
Zur Begründung zieht Walter einen Vergleich zur Medizin heran. Dort „käme niemand auf den Gedanken, für die klinische Chirurgie fröhlich die Parole ,Quereinsteiger in den OP’ zu schmettern“, so der 57-Jährige. Quereinsteiger aus der Wissenschaft täten sich schwer, den politischen Alltag, in dem „nichts gradlinig, logisch und konsistent“ verläuft, zu akzeptieren. „Politiker müssen Leerlauf aushalten und mit Ergebnissen zufrieden sein, die deutlich vom wissenschaftlichen Optimum entfernt liegen“, resümiert Walter.
Seit 13 Jahren lehrt Franz Walter an der Universität Göttingen Politikwissenschaft. Bekannt ist er für seine Arbeiten über die Parteienforschung, die regelmäßig in Fachzeitschriften wie auch in Publikumszeitschriften veröffentlicht werden.
Die aktuelle Ausgabe ZEIT WISSEN Februar/März 2013 ist im Handel erhältlich und erscheint mit der Titelgeschichte „Mach es anders! Wie Gewohnheiten unseren Alltag beherrschen – und wie wir uns ändern können“.