Pianist Martin Kohlstedt: Manche Leute wollen mich zu einem Halbgott machen. Das ist gefährlich
Der Pianist Martin Kohlstedt, 31, ist bekannt dafür, dass er Klavier mit Synthesizern mischt, improvisiert und auf der Bühne auch mal Stücke abbricht. In der aktuellen Ausgabe des Studierendenmagazins ZEIT CAMPUS sagt er dazu: „Wenn alles nur noch Pappe ist, ziehe ich einen hard cut. Egal, wo ich bin. In klassischen Häusern halten dann alle die Luft an (…). Ein richtiger Pianist würde in der Luft zerrissen werden, das Konzert wäre vorbei.“ Und weiter: „Früher hat mich das verunsichert, manchmal habe ich in den Saal gefragt: ‚Wie soll’s denn weitergehen?‘ Heute denke ich, scheitern gehört dazu. Unsicherheit ist immer noch das beste Benzin.“
Den Zuspruch seiner Fans erhält Kohlstedt dafür an den unterschiedlichsten Orten, auf dem Fusion Festival ebenso wie in der Hamburger Elbphilharmonie. „Manche Leute wollen mich zu einem Halbgott machen. Die sagen nach Auftritten: ‚It’s so great to live on the same planet as you!‘ Das ist gefährlich“. Er erklärt: „das grenzt mich aus. Meine Musik braucht Augenhöhe. Wie willst du dich noch in Ruhe ans Klavier setzen, wenn alle dich für den nächsten Mozart halten?“
Das Klavierspielen entdeckte Kohlstedt schon als Jugendlicher. Seither habe es auf ihn eine beruhigende Wirkung: „Ich war ein Hochpuls-Kind. Überall ging es um Leistung, in der Schule, im Tischtennisverein. Und dann war ich noch sechzehnmal am Tag verliebt. Das Klavier hat mich beruhigt. Es wollte nichts von mir. Ein Raum, in dem ich alles laufen lassen konnte, das Holz nahm es auf. Das ist heute noch so“, sagt Kohlstedt.
Martin Kohlstedt hat vor Kurzem sein viertes Album „Ströme“ herausgebracht .
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