LUCHS-Preis März für Sarah Jäger: „Nach vorn, nach Süden“
Der LUCHS-Preis März geht an die Autorin Sarah Jäger für ihren Debütroman „Nach vorn, nach Süden“, erschienen im Rowohlt Verlag und empfohlen für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren.
„Seinen Namen sucht man sich nicht aus, der wird einem gegeben, erst bei der Geburt, dann hier auf dem Hinterhof“, meint Lena, genannt „Entenarsch“. Mit dem Hinterhof ist der des Discounters Penny gemeint, auf dem sie sich mit ihren Freunden und Penny-Aushilfen Otto, Pavel, Vika, Marie, Marvin, Leroy und Can trifft, auch dann, wenn sie nicht arbeiten. Hier wird gegrillt, getrunken, es werden Schulabschlüsse gefeiert. Auch der 16-jährige Jo gehörte bis vor kurzem zur Clique, bis er nach der Trennung seiner Freundin abgehauen ist. Die Penny-Gang macht sich große Sorgen um ihn und Marie, Lena und Can machen sich in Lenas altem Opel Corsa auf die Suche nach ihm. Schlussendlich schließt sich fast die ganze Clique an und fährt gemeinsam auf ein Rockfestival, in der Hoffnung, ihn dort zu finden.
Neben der guten und routinierten Darstellung eines On-the-Road-Formats liege die wahre Qualität des Buches „in der Figurenzeichnung, in der Beschreibung eines Milieus, das in sich eben gerade nicht homogen ist“, urteilt Hartmut El Kurdi in der ZEIT. „Figuren aus der unteren Mittel- und Unterschicht – je nach Betrachtungsweise – tauchen in den meisten deutschen Highbrow-Romanen entweder als bedauernswerte Langweiler oder als verzweifelte Opfer auf.“ Genau das tue Sarah Jäger nicht: „Lena und ihre Hinterhof-Buddys sind keine Opfer, sondern vielschichtige, aktiv handelnde Charaktere. Sie sind selbstbewusst und unsicher, schlagfertig und sprachlos, manchmal reflektiert und dann wieder ihren Gefühlen ausgeliefert.“ Dabei werden die Unterschiede der Figuren nur thematisiert, wenn ihre Handlungen danach verlangen. Durch dieses Beiläufige „entwickelt der Roman seinen Witz und seine poetische Kraft, mit der Sarah Jäger dann aber doch dialektisch vom Wichtigen und Existenziellen erzählt. Vor allem aber lebt die Geschichte von der bezauberndsten Metapher, die je für eine Phase des Übergangs gefunden wurde: dem Penny-Hinterhof.“
Jeden Monat vergeben DIE ZEIT und Radio Bremen den LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Aus den zwölf Monatssiegern wird der Jahres-LUCHS gewählt. Die Jury bilden Brigitte Jakobeit, Übersetzerin, Anja Robert, Redakteurin bei Radio Bremen, Benno Hennig von Lange, Junges Literaturhaus Frankfurt, und Klaus Humann, ehemaliger Verleger des Carlsen und Aladin Verlags. Den Vorsitz hat Katrin Hörnlein, die bei der ZEIT das Ressort Junge Leser und die Kinder- und Jugendliteratur verantwortet.
Die LUCHS-Jury empfiehlt außerdem: das Kinderbuch „Helsin Apelsin und der Spinner“ (Beltz & Gelberg Verlag), empfohlen ab acht Jahren, das Bilderbuch „Julian ist eine Meerjungfrau“ (Knesebeck Verlag), empfohlen ab vier Jahren, sowie das Sachbuch „Wölfe“ (Gerstenberg Verlag), empfohlen ab sechs Jahren.
Radio Bremen stellt das Buch und den aktuellen Preisträger vor: Am Donnerstag, 05. März 2020, um 15.10 Uhr auf Bremen Zwei und am Sonnabend, 07. März 2020, um 14.40 Uhr auf COSMO. Das Gespräch zum Buch wird online abrufbar sein unter: www.radiobremen.de/luchs.