Lexika: Zahlreiche Einträge ohne Wahrheitsgehalt
„In jeder Ausgabe wird ein neuer fingierter Artikel platziert und der alte gelöscht“, sagt Claudia Haschke vom Wissenmedia Verlag, der seit 2009 den Brockhaus herausgibt in der aktuellen Ausgabe ZEIT WISSEN. So erfand die Brockhaus-Redaktion die Gemeine Steuer-Zecke (Ixodes fiscalis), die „ausschließlich am Menschen“ saugt. Der Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilverfahren verhalf dem „Kurschatten“ zu wissenschaftlicher Berühmtheit: „Als natürliches Mittel zur Förderung des Kurerfolgs schulmedizinisch anerkannt, (…) jedoch ethnischen u. familienpolitischen Bedenken ausgesetzt.“
Als Vorbild für diese Art von Scherzartikeln gilt die von Loriot erfundene Steinlaus. „Die Herausgeber waren in Bierlaune“, sagt Martina Bach, leitende Redakteurin im Verlag Walter de Gruyter, und so gelangte die Steinlaus bereits 1983 in das angesehene Medizin-Lexikon Pschyrembel. Seither wird der Eintrag von Ausgabe zu Ausgabe aktualisiert. „Das spornte an“, sagt Ulrike Lippe vom Verlag De Gruyter. „Und es weckte einen gewissen Neid bei den anderen Redaktionen.“
Einträge ohne jeden Wahrheitsgehalt haben eine lange Tradition in Nachschlagewerken und dienten ursprünglich dem Zweck, Plagiate zu entlarven. „Heute sind sie nur noch ein Brauch, den niemand aufgeben will“, sagt Claudia Haschke.
In seiner aktuellen Ausgabe stellt ZEIT WISSEN die besten Lexikonlügen samt Stellungnahmen der Verlage vor.
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