Ian McEwan: Nur säkularer Staat kann Frieden und Religionsfreiheit garantieren
Bei einer ZEIT-Veranstaltung hat sich der britische Autor Ian McEwan für einen säkularen Staat ausgesprochen. In unserer heutigen Gesellschaft müssten wir mit der Tatsache umgehen, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen Glaubensrichtungen auf sehr engem Raum zusammenlebten. „Wer kann in dieser Situation für Frieden sorgen? Nicht die Religion“, sagte McEwan im Gespräch mit ZEIT:Hamburg-Redakteur Daniel Haas. „Nur der säkulare Staat kann garantieren, dass alle Religionen frei gelebt werden können.“ Zugleich wies er auf die Problematik hin, dass die Meinungsfreiheit in säkularen Staaten in Konflikt mit Religionen geraten und zu furchtbaren Problemen führen könne – so wie es vor einigen Wochen in Paris geschehen sei.
Der Schriftsteller äußerte sich auch zur Diskussion über die Veröffentlichung der aktuellen Titelseite der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in anderen europäischen Zeitungen: „Wer sich entscheidet, das Cover nicht zu zeigen, der sollte auch den Mut haben einzugestehen, dass er sich bedroht fühlt.“ Es sei die schlimmste Form der Zensur, wenn die Gründe dafür, etwas nicht zu veröffentlichen, totgeschwiegen würden, so McEwan. Er forderte eine offene und ehrliche Debatte: „Wir müssen die Diskussion darüber, was freie Meinungsäußerung bedeutet, immer wieder führen.“
Der Bestsellerautor Ian McEwan („Abbitte“, „Liebeswahn“) war am 28. Januar nach Hamburg gekommen, um seinen neuen Roman „Kindeswohl“ vorzustellen. Die gemeinsame Veranstaltung von der ZEIT und den Heymann Buchhandlungen, in Kooperation mit dem Diogenes Verlag Zürich, fand in den Hamburger Kammerspielen statt. Das vollständige Gespräch ist auf ZEIT ONLINE abrufbar: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-11/ianmcewan-lesung.
Videos der ZEIT Veranstaltungen sehen Sie unter www.zeit-verlagsgruppe.de/veranstaltungsvideos.