Daniel Kehlmann: „Es gibt keine rechtliche Notwendigkeit, Nazis an die Uni einzuladen“
Schriftsteller Daniel Kehlmann findet es unnötig, Personen mit rechtsradikalen Positionen ein Rederecht an Universität einzuräumen: „Rechtsextreme haben kein vorgegebenes Recht, auf dem Campus zu sprechen“, so der 48-Jährige im Interview mit der aktuellen ZEIT CAMPUS. Er bezieht sich damit auf die Debatte um Meinungsfreiheit und Minderheitenschutz, die an US-amerikanischen Universitäten geführt wird. „Ähnlich wie eine Zeitung ist eine Universität ein kuratierter Ort. Professoren und Dozenten werden genau dafür bezahlt, dass sie entscheiden, womit die Studenten in ihren Seminaren konfrontiert werden sollen und womit nicht. Und in der Physik lädt man ja auch keine der vielen Wirrköpfe ein, die behaupten, die Relativitätstheorie sei eine Verschwörung“, so Kehlmann.
Die Debatte um Ideale und Ansichten müsse zwar geführt werden, habe aber auch Grenzen: „Es gibt keine rechtliche Notwendigkeit, Nazis an die Uni einzuladen. Das würde man in Deutschland auch nicht machen. Ich sehe da kein echtes Problem in Bezug auf die Meinungsfreiheit, Rechtsextreme können ja in den USA ihre Meinung vertreten, keiner hindert sie. Aber sie müssen es nicht an Universitäten tun.“
Kehlmanns neuester Roman „Tyll“ erschien im Oktober 2017 im Rowohlt Verlag. Zur Zeit unterrichtet der Autor an der New York University und ist Fellow am Cullman Center for Writers and Scholars der New York Public Library.
Die aktuelle ZEIT CAMPUS mit dem Titel „So unfair ist die Uni: Notenwillkür, Rassismus, NC: Was alles schiefläuft. Und wie du für deine Rechte kämpfst“ inklusive Extraheft „Berufseinstieg 2018: Welcher Job ist sicher?“ ist ab dem 6. Februar 2018 erhältlich.
Gerne senden wir Ihnen auf Anfrage das komplette Interview zu.