Die große Mittelstandsstudie von ZEIT für Unternehmer: Nur 16 Prozent der Mittelständler sind mit politischen Rahmenbedingungen zufrieden
38 Prozent der mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland haben schon einmal daran gedacht, ihre Firma aufzugeben. Das zeigen die Ergebnisse der großen Mittelstandsstudie von „ZEIT für Unternehmer“ und der Stiftung „In guter Gesellschaft“, über die das Wirtschaftsmagazin aus der ZEIT-Redaktion in seiner neuen Ausgabe exklusiv berichtet.
Die Studie benennt eine Reihe von Hemmnissen, mit denen sich die Unternehmerinnen und Unternehmer konfrontiert sehen. Die große Mehrheit (82 %) beklagt hohe bürokratische Hürden und benennt als konkrete Herausforderung etwa die „inzwischen sehr investitionsfeindliche Politik der letzten Jahre“ oder „die sehr schlechte Infrastruktur in Deutschland“. Und nur jeder Fünfte (21 %) stimmt der Aussage zu, dass der Mittelstand in Deutschland die angemessene gesellschaftliche Anerkennung erhält. Mit den politischen Rahmenbedingungen ist zudem nur jeder sechste Unternehmer bzw. Unternehmerin (16 %) zufrieden und sogar nur jeder Achte (13 %) bescheinigt Deutschland ein gründungsfreundliches Klima.
Laut den Studienergebnissen orientieren sich Frauen, die ein Unternehmen führen, an anderen Zielen als Männer. „Unternehmerinnen sind wertgetriebener und weniger an Geld orientiert als Unternehmer“, sagt Lars Harden, Professor für Unternehmensberatung an der Hochschule Osnabrück und Chef des Analyseunternehmens aserto, das die Befragung für „ZEIT für Unternehmer“ und die Stiftung „In guter Gesellschaft“ durchgeführt hat. So würden 66 Prozent der Unternehmerinnen auf Umsätze verzichten, um mit ihrer Firma die Welt zu verbessern – unter den Unternehmern sind es nur 50 Prozent. Außerdem scheint es Frauen besser zu gelingen, Privatleben und Beruf unter einen Hut zu bringen: Während jeder dritte Unternehmer sich oft zwischen Familie und Unternehmen hin- und hergerissen fühlt, sagt das nur jede fünfte Unternehmerin von sich.
Die Studie zeichnet bei allen Schwierigkeiten allerdings auch das Bild einer selbstbewussten Unternehmerschaft, die in der Krise Chancen sucht: Neun von zehn Befragten sehen den Mittelstand als das wirtschaftliche Rückgrat der Gesellschaft. Und 65 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland bescheinigen der Pandemie auch positive Auswirkungen. So hat die Corona-Krise bei mehr als der Hälfte der Teilnehmenden (58 %) zu einer Beschleunigung der Digitalisierung im Betrieb geführt. Jedoch haben sich 17 Prozent in dieser Zeit von ihren Mitarbeitenden entfremdet.
Bei den Fragen zur gesamtgesellschaftlichen Lage in Deutschland fällt auf, dass die befragten Mittelständler die Spaltung der Gesellschaft als besonders besorgniserregend empfinden (64 %). Für 61 Prozent, insbesondere für die jüngeren Befragten, ist es die Klimakrise. „Fake News und Hate-Speech“ sowie „Populismus“ wurden von 61 bzw. 60 Prozent angeführt. Die Überalterung der Gesellschaft macht hingegen nur 41 Prozent Sorgen. Mehrfachnennungen waren möglich. Die Befragung fand im Dezember 2021 und Januar 2022 statt, weswegen die Folgen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine noch kein Thema sind.
Für die Studie hat aserto im Auftrag von ZEIT für Unternehmer und der Stiftung „In guter Gesellschaft” Unternehmerinnen und Unternehmer aus ganz Deutschland im Dezember 2021 und Januar 2022 ausführlich befragt, 400 Personen haben sich beteiligt. Die Studie ist derzeit eine der umfangreichsten Mittelstandsstudien in Deutschland.
Die Ergebnisse der Studie werden in der aktuellen und kommenden Ausgabe des Magazins „ZEIT für Unternehmer“ vorgestellt. Eine tabellarische Zusammenstellung der Ergebnisse wird zum Download angeboten. Die Inhalte sind bei Quellennennung von ZEIT für Unternehmer und der Stiftung „In guter Gesellschaft“ frei verwendbar.
„ZEIT für Unternehmer“ ist das Magazin der ZEIT-Wirtschaftsredaktion. Einmal im Quartal thematisiert es die großen Fragen, die sowohl Unternehmerinnen und Unternehmer als auch Führungskräfte im Mittelstand bewegen. „ZEIT für Unternehmer“ erreicht mit seiner Print- und Digital-Ausgabe sowie dem Newsletter Entscheidungsträger im gesamten Bundesgebiet.