Z2X: Mai Thi Nguyen-Kim ist begeistert von hoher Aufmerksamkeit für Christian Drosten und Wissenschaftskommunikation
In einer „Frag mich alles“-Session mit den Teilnehmenden des Z2X-Festivals von ZEIT ONLINE äußerte sich die Wissenschaftsjournalistin und Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim zum Stellenwert von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen in öffentlichen Debatten. Es sei grundsätzlich begrüßenswert, „dass Menschen skeptischer werden und nicht mehr einfach glauben möchten, was etablierte Medien oder Institutionen wie ‚die Wissenschaft‘ dem Volk verkünden.“
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würden so gezwungen, ihre Erkenntnisse „selber besser zu erklären, auch besser zu belegen und alles nachvollziehbarer zu machen. Im Idealfall führt das in Zukunft zu einer allgemein besser informierten Gesellschaft“, sagte Nguyen-Kim. „In den Naturwissenschaften wird Kommunikation so ein bisschen als ‚Blablabla‘ abgewertet. Was wirklich zählt, sind die Zahlen und Daten“, so Nguyen-Kim. Dort herrsche der Glaube, man könne sich „gar nicht korrekt ausdrücken ohne Fachbegriffe.“
Die Wissenschaftskommunikation habe allerdings in der Corona-Pandemie einen großen Sprung gemacht: „Es gab ja monatelang keine Polit-Talkshow ohne einen Virologen oder eine Virologin. Wenn niemand Zeit hatte, dann wenigstens ein Epidemiologe. Und wenn da keiner Zeit hatte, dann wenigstens ein Wissenschaftsjournalist. Das ist ein riesiger Fortschritt.“ Weiter sagte sie: „Ich glaube, dass jemand wie Christian Drosten viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen inspiriert und motiviert, auch selber in die Öffentlichkeit zu gehen.“
Den Kampf um objektive Wahrheit nimmt die erfolgreiche YouTuberin auch in ihrer eigenen Arbeit wahr: „Ich empfinde das Postfaktische nicht unbedingt als postfaktisch, sondern eher als fast schon faktenbesessen. Ich kann ja bei YouTube kaum mehr irgendeine Aussage tätigen, ohne das direkt jemand nach den Quellen schreit – oder nach Belegen.“
Die Anerkennung, die sie als Wissenschaftsjournalistin heute genießt, musste sie sich über Jahre erarbeiten. „In den seriösen Redaktionen hat man mich anfangs als ‚die junge Frau von YouTube‘ gesehen“, so Nguyen-Kim.
Zum fünfjährigen Jubiläum des Ideenfestivals Z2X am 5. und 6. September 2020 versammelte ZEIT ONLINE digital so viele junge Visionärinnen und Visionäre wie nie zuvor: Über 1.200 Teilnehmende im Alter von 20 bis 29 Jahren. Sie entwickelten auf der webbasierten Konferenzplattform Hopin.to gemeinsam Ideen für eine bessere Zukunft und teilten ihre Fähigkeiten mit Gleichaltrigen.
Z2X wird von ZEIT ONLINE in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes veranstaltet. Z2X20 wurde unterstützt von der Deutschen Fernsehlotterie, dem Europäischen Parlament und Barmer. Partner von Z2X20 war funk, das Content-Netzwerk von ARD und ZDF.
Das ganze Gespräch mit Mai Thi Nguyen-Kim finden Sie hier: https://www.zeit.de/video/2020-09/6188214347001/z2x-festival-warum-muss-ein-gebildeter-mensch-nicht-die-drei-hauptsaetze-der-thermodynamik-kennen