Schauspieler Daniel Brühl im ZEITmagazin MANN: „Meine Frau hat mir beigebracht, mehr in der Gegenwart zu leben“
Der Schauspieler Daniel Brühl, 42, spricht im ZEITmagazin MANN darüber, was er von seiner Frau, der Psychologin Felicitas Brühl, gelernt hat. „Wenn ich von Nachtdrehs kam und wie selbstverständlich davon erzählt habe, hat sie irgendwann angefangen zu erzählen, mit welcher Art Patienten sie tagsüber worüber gesprochen hatte. Da habe ich schnell kapiert: Das ist mitunter interessanter. Meine Frau hat mir beigebracht, mehr in der Gegenwart zu leben und nicht so viel über die Vergangenheit zu grübeln. Das ist ein großes Thema für mich: Hätte, hätte, wenn. Ich gerate manchmal in gedankliche Loops, die einem nichts bringen.“ Seine Ehefrau habe ihm auch ein paar praktische Empfehlungen gegeben: „Meine Frau hat mir ein paar Übungen gezeigt, die einen zum Beobachten zwingen. Ich sage mir in einem inneren Monolog, was ich erlebe, was ich sehe, was ich höre. Das tut gut, wenn man so nervös und unruhig ist wie ich.“
Er spricht auch darüber, wie er die Konkurrenz bei Castings in Deutschland erlebt: „Hier werden die Termine manchmal so ungeschickt gelegt, dass du beim Rausgehen deinem Konkurrenten direkt in die Arme läufst. Ich bin mit August Diehl seit zwanzig Jahren befreundet, und wir haben uns immer darüber totgelacht: ‚Sag mal, hast du auch gerade dieses Drehbuch auf dem Tisch?‘ – ‚Ja, logo.‘ Aber meistens wussten wir, dass der eine oder der andere besser in der Rolle sein würde.“
Bei Castings für internationale Rollen habe es vor allem einen Konkurrenten gegeben, mit dem er es immer wieder zu tun bekam, den schottischen Schauspieler James McAvoy: „Heute habe ich eine Art Sonderstatus, wenn ein Europäer gesucht wird oder noch konkreter ein Deutscher, dann habe ich gute Chancen. Aber früher, wenn es um englischsprechende Hauptrollen ging – wie oft ich den Namen James McAvoy gehört habe! Ich konnte den nicht mehr hören.“