Dirk und Raoul Roßmann: Für uns ist Amazon keine Gefahr, aber für viele andere schon

Die Unternehmer Dirk und Raoul Roßmann bezweifeln, dass sich der Onlinehandel in absehbarer Zeit für sie lohnt. Das erklären die Chefs und Eigentümer der Drogeriekette Rossmann in einem Interview in der neuen Ausgabe von „ZEIT für Unternehmer“, dem Magazin aus der Wirtschaftsredaktion der Wochenzeitung DIE ZEIT. Dank der Digitalisierung könne Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Waren zwar effizienter anliefern und exakter in der richtigen Menge bereitstellen. „Das spart enorme Kosten“, so Raoul Roßmann, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater, dem Firmengründer Dirk Roßmann, leitet. „Aber mit einem Online-Shop Geld verdienen? Das gelingt bisher weder uns noch unseren Wettbewerbern.“

Zudem hätten viele Menschen während der Pandemie erlebt, wie lange Online-Anbieter bräuchten, um Ware zu liefern: „Was für ein ätzendes Einkaufserlebnis!“, so Raoul Roßmann. Einkaufen zu gehen böte dagegen Abwechslung im Pandemie-Alltag: „Es gab sehr gute Monate, in denen wir auch davon profitiert haben, dass den Menschen im Lockdown schrecklich langweilig ist“, so Raoul Roßmann über das Geschäft während der Pandemie.

Die Unternehmer fürchten deswegen auch nicht, dass Amazon ihnen Konkurrenz machen könnte: „Die wissen, dass es sich im Moment nicht lohnt, den Lebensmittel-Einzelhandel in den Online-Handel zu transformieren“, so Raoul Roßmann. Allerdings gefährde der zunehmende Online-Handel in anderen Bereichen die Innenstädte. Raoul Roßmann: „Für uns ist Amazon keine Gefahr, aber für viele andere schon.“

In dem Gespräch mit „ZEIT für Unternehmer“ äußern sich Dirk und Raoul außerdem zu ihrem Verhältnis. „Raoul und ich sind in den vergangenen zehn Jahren ein paar Mal ordentlich aneinandergeraten. Aber spätestens nach einem Tag versöhnen wir uns wieder“, so Dirk Roßmann, der heute nur noch etwa ein Viertel der Anteile an der Drogeriekette besitzt; die übrigen gehören seinen beiden Söhnen. Inzwischen hat in erster Linie Raoul Roßmann im Unternehmen das Sagen: „Ich bin ja froh, wenn ich überhaupt noch mit einbezogen werde“, so Dirk Roßmann, „Raoul hat heute mehr Verantwortung als ich. Und wenn es Probleme gibt, sind das in erster Linie seine Probleme!“ Raoul Roßmann wiederum vertraut nach eigenen Worten in wichtigen Situationen weiterhin auf den Rat seines Vaters: „Wenn wir Entscheidungen treffen, mit denen wir scheitern könnten; zum Beispiel, wenn wir in ein neues Land gehen oder eine andere Kette kaufen würden.“