ZEITmagazin MANN: Senta Berger über die Vorzüge der Eifersucht und ihren Ehemann Michael Verhoeven
Die Schauspielerin Senta Berger, 76, spricht im ZEITmagazin MANN über ihre Ehe mit dem Regisseur Michael Verhoeven und die Vorzüge der Eifersucht: „Ich finde, Eifersucht ist etwas Wunderbares. Aber es braucht ein Grundvertrauen, sonst geht es nicht. Mein Mann war furchtbar eifersüchtig, ich kann mich erinnern, bei der ‚Schnellen Gerdi‘ hatte er eine Szene geschrieben für die etwas ältere Taxifahrerin Gerdi, die ich spielte: Sie verliebt sich in einen zwanzig Jahre jüngeren Mann und landet mit ihm im Bett. Als Michael dann die Szene, die er geschrieben hatte, inszenierte und mich mit diesem jungen, hübschen Mann im Bett liegen sah und wir noch dazu herumalberten und lachten, wurde er fuchsteufelswild und schrie zornig: ‚Ihr habt wohl sehr viel Spaß hier, ja? Ich bitte mir mehr Disziplin aus!‘ Es war sehr komisch.“
Auf die Frage, was ihren Mann von anderen unterscheide, sagt Berger: „Er hat sehr viel Einfühlungsvermögen und Fantasie – und hat sich auch etwas Kindliches bewahrt, das mich manches Mal berührt und oft ärgert. Für mich denkt er sich immer etwas Besonderes aus. Er hat in unser schönes Jugendstil-Esszimmer das Modell der Straßenbahn gestellt, mit der ich früher in Wien zur Schule gefahren bin. Er hat es aus einem Straßenbahnmuseum, und es ist einen halben Meter hoch. Es passt da gar nicht hin. Aber da steht sie nun, die rote Straßenbahn meiner Kindheit, und ich erfreue mich daran. Einmal hat er hier im Haus ein Fadenlabyrinth gespannt, an dessen Ende ich dann endlich an mein Geburtstagsgeschenk, ein Bild, gekommen bin. Und dann – er liebt Frauen. Er liebt sie wirklich und verehrt sie.“
Doch sie kennt auch seine Schattenseiten: „Eines ist Michael allerdings überhaupt nicht: praktisch veranlagt. Aber man kann nicht alles haben. Vielleicht kann man keinen fantasievollen, einfühlsamen Menschen haben, der sich in seinem Herzen ein kleines Kinderland bewahrt hat, der aber gleichzeitig noch in der Lage ist, die Geschirrspülmaschine auszuräumen.“
Warum ihre Ehe seit 1966 hält, erklärt Berger so: „Wir haben dieses große Vertrauen zueinander und können uns deshalb Freiräume zugestehen. Heute noch würde ich nie auf die Idee kommen, ihn zu fragen, wo er gerade herkommt und warum erst so spät. Und er würde mich das auch nie fragen. Obwohl – wir sind beide in einem Alter, in dem wir so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen wollen. Aber am Anfang unseres Zusammenlebens haben wir gewusst, dass wir Freiheit brauchen – und dass Freiheit niemals ein Freibrief sein darf.“
Den vollständigen Artikel senden wir Ihnen für Zitierungen gerne zu. Bitte beachten Sie die Quellenangabe „ZEITmagazin MANN“. Die neue Ausgabe erscheint am Dienstag, 13. März 2018.